2024 in Kürze​

Joris Royet, Chef de projet Météo, METEORAGE

Ein besonders elektrischer Sommer

Mit mehr als 50.000 detektierten Wolken-Boden-Blitzen CG (Blitzeinschläge), gehört das Jahr 2024 zu den recht blitzreichen Jahren, ohne jedoch zu den fünf aktivsten Jahren zu gehören.

Nach einem stabilen Frühjahr erreichte die elektrische Aktivität im meteorologischen Sommer (Juni, Juli und August) ihren Höhepunkt.

Der Juni 2024 stach mit über 18.000 Wolken-Boden-Blitzen CG hervor und war damit der viert blitzreichste Juni seit Beginn der METEORAGE-Messungen.

Aktiviert wurde die Gewitteraktivität durch Kaltlufttropfen, die Gewitterfronten über Frankreich bis in die Schweiz zogen.

Ein ruhiges Jahresende

Die Gewitteraktivität fiel nach dem Sommer schnell ab und war im Oktober, November und Dezember kaum noch vorhanden.

Joris Royet, Projektleiter Meteorologie, METEORAGE.

Unser European Lightning Detection Network (ELDN) hat Folgendes festgestellt in Schweiz im Jahr 2024

Wolken-Boden-Blitzen CG.
10000
Gewittertage.
0

Wichtige Ereignisse

Blitzreichster Tag

31. Juli 2024

5553
Wolken-Boden-Blitzen CG.

Blitzreichster Monat

Juni 2024

18306
Wolken-Boden-Blitzen CG und 25 Gewittertage.

Blitzreichster Stadt

Lavizzara

487
Wolken-Boden-Blitzen CG und 28 Gewittertage.

Fokus auf

Gewitter vom 29. Juni 2024

von Joris Royet, Projektleiter Meteorologie, METEORAGE.

Am 29. Juni 2024 führte ein Tiefdruckgebiet, das von Frankreich nach Süddeutschland zog, warme, feuchte und instabile Luft zu den Schweizer Alpen. Dies und die Verstärkung der südlichen Höhenwinde begünstigten die Entwicklung starker Gewitter, die im Süden und Westen der Schweiz besonders ausgeprägt waren.

Die CAPE (Convective Available Potential Energy), die über den Jurareliefs sehr hoch war, trug zur Intensivierung dieser konvektiven Systeme in den Grenzgebieten bei. Die ersten Gewitterzellen bildeten sich ab dem Mittag in einer dynamischen Südwestströmung, die insbesondere das Wallis und das Tessin betraf. Am Ende des Tages kamen die größten Gewitter aus Frankreich und zogen entlang der französisch-schweizerischen Grenze, wobei in diesen Gebieten heftige Gewitter beobachtet wurden.

Die Gewittersysteme zogen insgesamt weiter nach Deutschland, Belgien, Luxemburg und in den Rest der Schweiz und verursachten intensive Phänomene wie beeindruckende Schlammlawinen in Zermatt. In dieser Region war der Simplonpass besonders betroffen, wo mehrere Straßen aufgrund von Murenabgängen gesperrt wurden.

Die Episode zeichnete sich auch durch eine hohe elektrische Aktivität aus: Mehr als 4.600 Wolken-Boden-Blitzen CG wurden am Samstag, den 29. Juni entdeckt, was diesen Tag zu einem der blitzreichsten des Jahres 2024 machte.

Blitzeinschlagskarte 29. Juni 2024

20240629 METEORAGE Expertise Schweiz DE
Blitzeinschlagskarte 29. Juni 2024 (Anzahl der erfassten Wolken-Boden-Blitze CG).

4.636 detektierten Wolken-Boden-Blitzen CG davon:

+ Positive CG-Blitze: 161;

– Negative CG-Blitze: 4.475.

Der Blitzeinschlag in Schweiz im Jahr 2024​

Für das Jahr 2024 beträgt die Blitzdichte in Deutschland 1,2104 Wolken-Boden-Blitze CG pro km².

Saisonalität der Gewitter

Saisonale Verteilung der Wolken-Boden-Blitzen CG.

Die Häufigkeit, die geografische Verteilung sowie die Intensität von Gewittern variieren je nach Jahreszeit und hängen von der Temperatur, der Luftfeuchtigkeit und der atmosphärischen Dynamik ab.

Im Frühjahr stellen sich die thermischen Gegensätze zwischen kalter und warmer Luft ein und begünstigen die ersten konvektiven Gewitter, die oft mit intensiven Regenfällen und manchmal mit Hagel oder Tornados einhergehen; die elektrische Aktivität nimmt im Laufe der Jahreszeit zu.

Im Sommer sind sie häufiger und heftiger, angetrieben durch hohe Temperaturen und starke Kontraste beim Durchzug kalter Tropfen, was zu Gewittern führt, die manchmal superzellulär sind, weshalb die Aktivität in dieser Jahreszeit ihren Höhepunkt erreicht.

Im Herbst nimmt die elektrische Aktivität allmählich ab, aber Tiefdruckgebiete oder kalte Tropfen können immer noch Gewitter an der Vorderseite von Luftmassenübergängen oder an der Rückseite von Schleppenhimmeln erzeugen.

Im Winter, wenn auch seltener, kann es zu Gewittern kommen, oft auf der Rückseite einer Störung, wo kühle Luft in Bodennähe mit sehr kalter Luft in der Höhe kontrastiert. Diese Gewitter treten unregelmäßig in einer instabilen Luftmasse auf.

Top 10 der Blitzreichsten Kantone

Rangliste nach Anzahl der Wolken-Boden-Blitze (CG) ​

Rangliste nach Blitzdichte der Wolken-Boden-Blitze (CG) pro km² und Jahr

01. APPENZELL-INNERRHODEN 3,415
02. GENÈVE 2,371
03. TICINO 2,357
04. ZUG 2,123
05. APPENZELL-AUSSERRHODEN 2,121
06. SCHWYZ 1,976
07. OBWALDEN 1,869
08. LUZERN 1,861
09. NIDWALDEN 1,773
10. VAUD 1,425

Top 10 der Blitzreichsten Distrikte

Rangliste nach Anzahl der Wolken-Boden-Blitze (CG) ​

Rangliste nach Blitzdichte der Wolken-Boden-Blitze (CG) pro km² und Jahr

01. LUGANO 3,706
02. APPENZELL-INNERRHODEN 3,415
03. MENDRISIO 3,390
04. BELLINZONA 3,196
05. LOCARNO 2,578
06. COSSONAY 2,569
07. HINTERLAND 2,535
08. KÜSSNACHT 2,422
09. TRACHSELWALD 2,372
10. GENÈVE 2,371

Top 10 Der Blitzreichsten Gemeinden​

Rangliste nach Anzahl der Wolken-Boden-Blitze (CG) ​

Rangliste nach Blitzdichte der Wolken-Boden-Blitze (CG) pro km² und Jahr

01. CANOBBIO 9,283
02. PLAN-LES-OUATES 7,133
03. PURA 6,720
04. CERTARA 6,678
05. ASTANO 6,602
06. RIVERA 6,570
07. SAGNO 6,551
08. CARABBIA 6,528
09. ONEX 6,382
10. MEZZOVICO-VIRA 6,278

Der Blitzschlag der Schweiz in den letzten Jahren

Seit 2007, beträgt die Blitzdichte in Schweiz 1,0576 Wolken-Boden-Blitze CG/km² pro Jahr.

Die Anzahl der Tage mit Gewitter beträgt im Durchschnitt 142 Tage pro Jahr.

Über die letzten 3 Jahre​

Monatliche Verteilung der Blitzeinschläge​

Anzahl der Wolken-Boden-Blitze (CG), die monatlich entdeckt wurden

Über die letzten 10 Jahre​

Monatliche Verteilung der Blitzeinschläge​

Anzahl der Wolken-Boden-Blitze (CG), die jedes Jahr entdeckt werden

Jährliche Verteilung der Gewittertage

Anzahl der festgestellten Gewittertage pro Jahr

Terminologie

Um die in diesem Bericht enthaltenen Informationen besser zu verstehen, stellen wir Ihnen im Folgenden die Definitionen von häufig verwendeten Begriffe vor.

Wolken-Boden-Blitze (CG)​

Stromentladung mit einer bestimmten Stärke, die zwischen einer Wolke und dem Boden fließt. Die Abkürzung CG, „Cloud-to-Ground“ auf Englisch, bedeutet Wolke zu Boden.

Blitzdichte​

Die derzeit beste Darstellung der Gewitteraktivität ist die Blitzdichte, welche die Anzahl der Wolken-Boden-Blitze (CG) pro km² und Jahr angibt.

Blitze​

Alle Stromentladungen und elektrische Impulse bei einem Gewitter mit Blitzschlägen. Ein Blitz kann in einer Wolke (Wolkenblitze), zwischen einer Wolke und dem Boden (Wolken-Boden-Blitze, CG) oder zwischen Wolken auftreten.

Ein Blitz kann aus einem oder mehreren Bögen bestehen, die Stromimpulse sind.

Gewittertag​

Tag, an dem mindestens ein Blitz in dem betreffenden Gebiet registriert wurde.

Über den Blitzeinschlag-Bericht

Der Blitzeinschlagbericht stützt sich auf die Daten, die das in Europa ansässige Blitzortungsnetzwerk (ELDN) von METEORAGE zur Verfügung stellt.

Zum Vergleich unserer Daten zählt METEORAGE den Hauptstromimpuls, der zwischen Wolke und Boden fließt und in diesem Bericht als „Wolken-Boden-Blitz (CG)“ definiert wird.

Die von uns bereitgestellten Informationen beziehen sich auf die Wolken-Boden-Blitze CG und die Blitzdichte.

Unser Know-how basiert auf über zehn Jahren Analysen, Beobachtungen und Daten, die in Europa und darüber hinaus weltweit gesammelt wurden. In Frankreich verfügen wir über mehr als 37 Jahre Erfahrung.

Unser Netzwerk, dessen Leistung wissenschaftlich nachgewiesen wurde, verzeichnet die höchstmögliche Leistung mit:

  • einer Blitzerkennung von > 98% der Blitze,
  • einer durchschnittlichen Erkennungsgenauigkeit von 100 Metern,
  • einer Unterscheidung von über 90% zwischen Wolken-Boden-Blitzen (CG) und Wolkenblitzen.

Das Netzwerk von METEORAGE besteht aus über 100 Blitzsensoren, Rechnern und einem Datenverarbeitungssystem, das die Datenbanken verwaltet. Unsere Blitzsensoren basieren auf der Vaisala-Technologie, die derzeit als eine der besten der Welt gilt. Unser Netzwerk ermöglicht es, Leistungen zu erzielen, die durch zahlreiche wissenschaftliche Studien und Veröffentlichungen bestätigt wurden.

Der Bericht 2024 stützt sich auf die umfangreichste Informationsquelle in Schweiz. Die in diesem Bericht enthaltenen Daten, Dichten, Ranglisten und Gewittertage reichen vom 1. Januar 2024 bis zum 31. Dezember 2024.

Die von uns bereitgestellten Informationen beziehen sich auf die Wolken-Boden-Blitze CG und die Blitzdichte.

Europäisches Blitzortungsnetzwerk (ELDN)